Ablative Chirurgie bezeichnet chirurgische Verfahren, deren primäres Ziel die Entfernung oder Zerstörung von krankhaftem, überflüssigem oder funktionell störendem Körpergewebe ist. Sie kommt in diversen medizinischen Fachbereichen zur Behandlung unterschiedlicher Erkrankungen zum Einsatz und steht oft im Gegensatz zur rekonstruktiven Chirurgie.
Definition
Unter ablativer Chirurgie versteht man operative Eingriffe, bei denen Gewebe gezielt entfernt (Exzision, Resektion) oder zerstört (Destruktion) wird. Das Ziel ist die Beseitigung von pathologischen Strukturen (z.B. Tumore, MetastasenMetastasen sind sekundäre Tumore, die räumlich getrennt vom Primärtumor auftreten und sich aus lebensfähigen Tumorzellen entwickeln. Der Prozess, bei dem sich solche Metastasen bilden, wird als Metastasierung bezeichnet. >>Im OTAnery vertiefen!, Endometrioseherde), funktionell störendem Gewebe (z.B. Arrhythmie-verursachende Herzmuskelareale bei der Katheterablation) oder überschüssigem Gewebe.
Die Ablation kann auf verschiedene Weisen erfolgen:
- Mechanisch/Chirurgisch: Durch Herausschneiden mit klassischen Instrumenten wie Skalpell, Schere oder Shaver.
- Thermisch (Hitze): Einsatz von Hochfrequenzstrom (HF-Chirurgie, Radiofrequenzablation – RFA), Laserenergie oder Mikrowellen, um Gewebe durch Hitze zu zerstören (Koagulation, Vaporisation).
- Thermisch (Kälte): Anwendung extremer Kälte mittels Sonden (Kryoablation), um Zellen durch Gefrieren zu zerstören.
- Chemisch: Injektion von Substanzen (z.B. hochprozentiger Alkohol), die das Zielgewebe chemisch zerstören.
Synonyme und verwandte Begriffe
- Ablation
- Destruktive Chirurgie
- Resezierende Chirurgie (teilweise Überlappung, Fokus auf Entfernung)
- Exzision / Exstirpation (spezifische Formen der Entfernung)
(Hinweis: Spezifische Verfahren wie RFA, Kryoablation, LaserablationDie ablative Lasertherapie bezeichnet ein medizinisches Verfahren, das zur Entfernung oberflächlicher Gewebeschichten mittels Laser eingesetzt wird. Ein bekanntes Anwendungsbeispiel ist das Skin-Resurfacing. >>Im OTAnery vertiefen! sind Methoden der ablativen Chirurgie, keine direkten Synonyme für den Überbegriff.)
Kontext und Anwendungsbereich
Ablative Verfahren sind fundamentaler Bestandteil vieler chirurgischer Disziplinen:
- Onkologie: Entfernung von Primärtumoren und MetastasenMetastasen sind sekundäre Tumore, die räumlich getrennt vom Primärtumor auftreten und sich aus lebensfähigen Tumorzellen entwickeln. Der Prozess, bei dem sich solche Metastasen bilden, wird als Metastasierung bezeichnet. >>Im OTAnery vertiefen!, palliative Tumorverkleinerung (Debulking).
- Kardiologie: Katheterablation zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen (z.B. Vorhofflimmern, WPW-Syndrom).
- Gynäkologie: Entfernung von Myomen, Endometrioseherden, Endometriumablation bei starken Blutungen.
- Dermatologie: Entfernung von Hauttumoren (z.B. Basaliom), Warzen oder anderen Hautveränderungen.
- Urologie: Behandlung von Prostata- oder Nierentumoren (oft mittels RFA oder Kryoablation), Prostataverkleinerung (z.B. LaserablationDie ablative Lasertherapie bezeichnet ein medizinisches Verfahren, das zur Entfernung oberflächlicher Gewebeschichten mittels Laser eingesetzt wird. Ein bekanntes Anwendungsbeispiel ist das Skin-Resurfacing. >>Im OTAnery vertiefen!).
- Neurochirurgie: Zerstörung von epileptogenen Foci, Tumorablation, Behandlung von Bewegungsstörungen.
- HNO: Tonsillektomie (Mandelentfernung), Nasenmuschelverkleinerung, Entfernung von Polypen.
- Augenheilkunde: LaserablationDie ablative Lasertherapie bezeichnet ein medizinisches Verfahren, das zur Entfernung oberflächlicher Gewebeschichten mittels Laser eingesetzt wird. Ein bekanntes Anwendungsbeispiel ist das Skin-Resurfacing. >>Im OTAnery vertiefen! der Hornhaut zur Sehkorrektur (z.B. LASIK – obwohl hier gesundes Gewebe entfernt wird, ist es prinzipiell ablativ).
Relevanz für die OTA-Praxis
Für Operationstechnische Assistenten (OTA) ist das Verständnis ablativer Verfahren essenziell für eine sichere und effiziente Assistenz:
- Instrumentenkunde & Vorbereitung:
- Bereitstellung und Funktionsprüfung der benötigten Instrumente (Skalpelle, Scheren, Klemmen etc.).
- Bereitstellung und Check spezifischer Energiequellen und Applikatoren (HF-Gerät, Kryo-Einheit, Laser, Mikrowellengenerator). Kenntnis der verschiedenen Sonden, Elektroden, Handstücke und deren korrekter Anschluss.
- Vorbereitung von Spüllösungen oder Kontrastmitteln, falls benötigt.
- Assistenz während des Eingriffs:
- Antizipation der chirurgischen Schritte und situationsgerechtes Anreichen.
- Ggf. Bedienung der Energiegeräte nach ärztlicher Anweisung (z.B. Leistungseinstellung, Aktivierung).
- Effektive Absaugung von Flüssigkeiten und Rauchgasen (insbesondere bei HF- und Laseranwendung – Rauchgasmanagement!).
- Bereithalten von Instrumenten zur Blutstillung.
- Gewebemanagement:
- Sorgfältiger und korrekter Umgang mit entnommenem Gewebe (Resektat, BiopsieEine Biopsie bezeichnet den medizinischen Prozess der Gewebeentnahme, gefolgt von einer histologischen, zytologischen oder laborchemischen Analyse der Proben. >>Im OTAnery vertiefen!).
- Sicherstellung der korrekten Beschriftung und Vorbereitung für die pathologische Untersuchung.
- Sicherheit:
- Strikte Einhaltung der Sicherheitsvorschriften beim Umgang mit Energiequellen (z.B. korrekte Platzierung und Kontakt der Neutralelektrode bei monopolarer HF-Anwendung, Laserschutzmaßnahmen, sicherer Umgang mit Kryogasen).
- Überwachung der Gerätefunktionen und -einstellungen während des Eingriffs.
- Kenntnis potenzieller Gefahren und Komplikationen der jeweiligen Ablationstechnik.
Wichtige Aspekte / Risiken
Die Risiken der ablativen Chirurgie hängen stark von der Methode, dem operierten Organ und dem Ausmaß des Eingriffs ab. Allgemeine und spezifische Risiken umfassen:
- Blutung: Intra- oder postoperativ.
- InfektionDer Begriff "Infektion" beschreibt den Vorgang, bei dem Mikroorganismen wie Viren, Pilze oder Bakterien in den Körper eindringen, sich dort ansiedeln und vermehren. >>Im OTAnery vertiefen!: Wundinfektion oder organbezogene InfektionDer Begriff "Infektion" beschreibt den Vorgang, bei dem Mikroorganismen wie Viren, Pilze oder Bakterien in den Körper eindringen, sich dort ansiedeln und vermehren. >>Im OTAnery vertiefen!.
- Schädigung von Nachbarstrukturen: Unbeabsichtigte Verletzung von Nerven, Gefäßen oder benachbarten Organen durch mechanische Einwirkung oder Energieübertragung (thermisch, chemisch).
- Perforation: Durchstoßen einer Organwand.
- Unvollständige Ablation: Belassen von krankhaftem Gewebe (Risiko für Rezidiv).
- Überschießende Ablation: Entfernung/Zerstörung von zu viel gesundem Gewebe mit Funktionsverlust.
- Spezifische Risiken je nach Methode: z.B. Gasembolie bei Kryoablation, Verbrennungen bei HF/Laser, Narbenbildung, spezifische Risiken bei Katheterablation (z.B. Herzbeuteltamponade).
Zugehörige Instrumente / Materialien / Verfahren
- HF-Chirurgiegerät
- Neutralelektrode
- Monopolare und bipolare Instrumente
- Kryosonde / Kryo-Einheit
- Lasergerät / Laserfaser
- Ultraschall-Dissektor (z.B. CUSA)
- Skalpell / Präparierschere
- Absauggerät / Rauchgasabsaugung
- Pathologie-Behälter
- Intraoperatives Ultraschallgerät
Verwandte Einträge im OTAnery
BiopsieEine Biopsie bezeichnet den medizinischen Prozess der Gewebeentnahme, gefolgt von einer histologischen, zytologischen oder laborchemischen Analyse der Proben. >>Im OTAnery vertiefen!
Asepsis
Blutstillung (Hämostase)
Exzision
Resektion
Rekonstruktive Chirurgie
Minimalinvasive Chirurgie (MIC)
Laparoskopie
Endoskopie
Onkologie
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Liste der Begriffe
- Metastasen
- Laserablation
- Biopsie
- Infektion