von altgriechisch: διαβαίνειν („diabainein“) – hindurchfließen und lateinisch: mellitus – honigsüß
Synonym: Zuckerkrankheit
Definition
Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch Insulinresistenz oder Insulinmangel gekennzeichnet ist und zu einem chronisch erhöhten Blutzuckerspiegel führt. Sie birgt ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Begleit- und Folgeerkrankungen.
Das Vorstadium von Diabetes mellitus wird als PrädiabetesPrädiabetes bezeichnet Vorstadien des Diabetes mellitus, bei denen bereits erhöhte Nüchternblutzuckerwerte (IFG) oder eine gestörte Glukosetoleranz (IGT) vorliegen, jedoch noch kein ausgeprägter Diabetes besteht. >>Im OTAnery vertiefen! bezeichnet.
Klassifikation
ICD-10
- E10: Primär insulinabhängiger Diabetes mellitus (Typ-1-Diabetes)
- E11: Nicht primär insulinabhängiger Diabetes mellitus (Typ-2-Diabetes)
ICD-11
- 5A10: Typ-1 Diabetes mellitus
- 5A11: Typ-2 Diabetes mellitus
- JA63: Gestationsdiabetes mellitus
Epidemiologie
In den letzten drei Jahrzehnten ist die Prävalenz von Diabetes mellitus stark gestiegen. Laut WHO erhöhte sich die Anzahl der Diabetiker in Europa von 33 Millionen im Jahr 1980 auf 64 Millionen im Jahr 2014. Weltweit stieg die Zahl von 108 Millionen auf 422 Millionen im gleichen Zeitraum, wobei etwa 90 % an Typ-2-Diabetes erkrankten. Diabetes mellitus ist weltweit die neunthäufigste Todesursache, wobei die Todesfälle zwischen 2000 und 2019 um 70 % stiegen.
In Österreich gibt es laut Schätzung rund 600.000 Menschen die von Typ-2-Diabetes betroffen, was diese Krankheit zur zehnthäufigsten Todesursache macht. Auch bei Kindern und Jugendlichen steigt die Prävalenz.
Pathophysiologie
Eine lang anhaltende Hyperglykämie führt zu nicht-enzymatischer Glykierung von Proteinen im Blutplasma, was zu verschiedenen Komplikationen führen kann. Die Ursache von Diabetes mellitus liegt in einem Versagen des glucotropen Regelkreises, das durch verschiedene Störungen verursacht werden kann.
Einteilung
Die American Diabetes Association (ADA) unterscheidet verschiedene Formen von Diabetes mellitus:
Klasse (Typ) | Beschreibung |
---|---|
1A | Insulinmangel, immunologisch |
1B | Insulinmangel, idiopathisch |
2 | Insulinresistenz und simultane Funktionseinschränkung der Betazellen |
3A | Genetisch bedingte Betazellstörung |
3B | Genetisch bedingte Insulinresistenz |
3C | Pankreopriver Diabetes mellitus |
3D | Sekundär endokriner Diabetes mellitus |
3E | Diabetes mellitus durch Chemikalien oder Drogen bedingt |
3F | Infektiös |
3G | Immunologisch |
3H | Andere genetische Syndrome |
4 | Gestationsdiabetes |
Diese Einteilung entspricht seit 1998 auch den Empfehlungen der WHO.
Typ-1-Diabetes (ADA Klasse 1)
Definition
Typ-1-Diabetes resultiert aus einem Insulinmangel aufgrund der Zerstörung insulinproduzierender Beta-Zellen in den Langerhans’schen Inseln des Pankreas. Die Neuerkrankungsrate ist bei Kindern zwischen 11 und 13 Jahren am höchsten.
Pathomechanismus
Die Ursachen von Typ-1-Diabetes umfassen eine genetische Veranlagung, bestimmte Virusinfektionen und eine Fehlfunktion des Immunsystems, die zu einem Untergang der Beta-Zellen führt.
Therapie
Basistherapie umfasst Ernährungsumstellung, körperliche Aktivität und Stimmungsstabilisierung. Die medikamentöse Therapie kann Insulintherapie umfassen.
Typ-2-Diabetes (ADA Klasse 2)
Definition
Typ-2-Diabetes resultiert hauptsächlich aus einer verminderten Insulinempfindlichkeit der Körperzellen und einer Funktionsstörung der Beta-Zellen. Risikofaktoren sind genetische Veranlagung, fettreiche Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel.
Prädilektionsalter
Typ-2-Diabetes tritt häufig nach dem 40. Lebensjahr auf, kann aber auch bei jüngeren Menschen auftreten.
Ursachen
Neben genetischer Veranlagung spielen Ernährungsgewohnheiten und Lebensstil eine Rolle.
Pathomechanismen
Hauptursache ist eine periphere Insulinresistenz, begleitet von gestörter Insulinsekretion.
Therapie
Lebensstiländerungen und medikamentöse Therapie, einschließlich oraler Antidiabetika oder Insulintherapie, werden empfohlen.
Sonstige Formen (ADA Klasse 3)
Verschiedene andere Formen von Diabetes mellitus werden als Typ-3-Diabetes bezeichnet und umfassen genetische Defekte, Erkrankungen des Pankreas, Medikamentennebenwirkungen und InfektionenDer Begriff "Infektion" beschreibt den Vorgang, bei dem Mikroorganismen wie Viren, Pilze oder Bakterien in den Körper eindringen, sich dort ansiedeln und vermehren. >>Im OTAnery vertiefen!.
Gestationsdiabetes (ADA Klasse 4)
Schwangerschaftsdiabetes tritt erstmals während der Schwangerschaft auf und verschwindet normalerweise nach der Geburt, erhöht jedoch das Risiko für Typ-2-Diabetes später im Leben.
Symptome
Diabetes mellitus kann lange Zeit asymptomatisch verlaufen, aber Hyperglykämie kann zu Müdigkeit, Durst, Polyurie, Sehstörungen und anderen Symptomen führen. Unbehandelt kann es zu einem diabetischen Koma kommen.
Diagnostik
Die Diagnose von Diabetes mellitus basiert auf verschiedenen Blutzuckertests sowie anderen diagnostischen Maßnahmen wie der Bestimmung des HbA1c-WertsGlykiertes Hämoglobin, auch bekannt als HbA1 oder HbA1c, bezieht sich auf adultes Hämoglobin (HbA0), das chemisch an Zuckerresten gebunden ist. >>Im OTAnery vertiefen!.
Komplikationen
Langfristig können Diabetes-Komplikationen das Nervensystem, die Blutgefäße und verschiedene Organe betreffen. Diese umfassen diabetische Neuropathie, diabetische Retinopathie, diabetische Nephropathie und andere.
Pflege
Die Pflege von Diabetes-Patienten konzentriert sich auf die Vermeidung von Komplikationen und die Unterstützung des Patienten bei der Selbstverwaltung der Krankheit.
Leitlinien
Es gibt nationale und internationale Leitlinien zur Diagnose
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Liste der Begriffe
- Prädiabetes
- Infektionen
- HbA1c-Werts